Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind?

Stephan Wittwer (links) & Stefan Spengler, dbyd, Wabern/Schweiz

formulieren für creativ verpacken ihre Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: dbyd

Wenn Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich, Alltägliches nicht mehr alltäglich, Gewohntes nicht mehr gewöhnlich ist, dann merkt so manch einer, wie gut er es doch hatte und wird dankbar für das, was ihm noch bleibt: Zeit für sich selbst und mit der Familie, Aktivitäten, die neu an Attraktivität gewinnen, verborgene Fähigkeiten, die ans Tageslicht kommen, Dinge, die vergessen waren und wieder entdeckt werden.

Was undenkbar schien, wurde Wirklichkeit. Der Lockdown schlich sich in alle unsere Lebensbereiche und drang langsam ins Bewusstsein. Wir realisierten erst allmählich, welche Auswirkungen ein so kleines Virus auf unser Leben haben kann, wirtschaftlich wie sozial. Dann ging auf einmal alles ziemlich schnell: Innerhalb kurzer Zeit wurde ein Großteil der Arbeitsplätze ins Homeoffice verlegt. Darauf waren wir glücklicherweise gut vorbereitet, da unsere Mitarbeiter bereits Erfahrung mit dem Arbeiten im Remote-Modus haben.

An die Online-Meetings haben wir uns zwischenzeitlich gewöhnt. Wir freuen uns, einander zu hören oder zu sehen und uns auszutauschen. Die Arbeit lässt sich auf diese Weise ohne Einschränkungen organisieren und koordinieren. Trotzdem vermissen wir – je länger umso mehr – die Zwischenmenschlichkeit, den direkten persönlichen Austausch untereinander.

Die Erfahrung, die wir heute mit der digitalisierten Arbeit machen, ist bestimmt wertvoll für die Zeit nach COVID-19. Viele neue, tolle Möglichkeiten der Zusammenarbeit haben wir entdeckt, die wohl ohne die zwangsläufigen Einschränkungen durch die Pandemie noch für längere Zeit im Dunkeln geblieben wären. Unser Arbeitsalltag wird nach Corona ein anderer sein.

Digitale Kunden-Präsentationen über Online-Plattformen wie Teams oder Skype for Business sind gewöhnungsbedürftig. Die meist auf stumm geschalteten Zuhörer sind nicht wahrnehmbar. Die für uns aufschlussreichen nonverbalen Reaktionen auf Designvorschläge fehlen. Die vorherrschende Stimmung in einer Kundenbesprechung kann nur schwer erraten werden. Die Sinne sind oft nur aufs Hören beschränkt. Wir lernen, ganz genau hinzuhören und die Ohren zu spitzen. Wir freuen uns bereits auf die Zeit, wenn wir wieder Pappen schleppend unseren Kunden gegenüberstehen.

Ein schöner Aspekt in dieser außergewöhnlichen Situation ist der vermehrt persönliche Austausch mit unseren Kunden: «Wie geht es Ihnen…, der Familie…, den Arbeitskollegen…?» Es ist ein aufrichtiges Interesse am Wohlergehen des Anderen feststellbar.

Vieles nehmen wir mit, Positives wie Negatives. Auf den guten Erfahrungen bauen wir auf.

Aenne Gianmoena von kgm, Ravensburg,

formuliert für creativ verpacken ihre Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: kgm

Wir sind als Agentur für Food Marken momentan nur wenig in den Arbeitsprozessen eingeschränkt. Viel mehr arbeiten wir einfach noch konsequenter von „überall“. Nach einer internen Umstellung Ende 2018, in der wir das Netzwerk Foodbrains Group gegründet haben, ist remote bei uns gängige Praxis. Dass das nur mit einem hervorragenden Team so gut funktioniert, ist uns klar. Und wir freuen uns mehr denn je darüber.

Unser Appell an unsere Kunden ist eindeutig: Bitte bleibt bewusst, fokussiert und empathisch! In solchen Krisenzeiten zeigt sich, wer schon vorher nachhaltig agiert hat. Mit nachhaltig meinen wir nicht nur ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein, sondern auch den Umgang mit Mitarbeitern, Lieferanten, Partnern. Nur wer schon vor der Krise umsichtig war, kann in einer Krise auf Teamgeist im Ganzen hoffen und bauen.

Wir haben in den letzten Wochen gemerkt, wie wichtig auch eine gute Kundenbindung ist. Man benötigt überhaupt keine ewig langen Meetings und seitenstarke Strategiepapiere, um schnell below-the-line etwas anzuschieben, eine helfende Plattform ins Leben zu rufen oder eine Kampagne sinnvoll umzustellen. Wenn man Kunden und Marke gut kennt, geht das tatsächlich auch mal binnen 24 Stunden.

Wir hoffen, dass die Menschen bewusster aus der Krise kommen. Dass sie weniger Ellenbogen, dafür

mehr Herz zeigen. Das ist es, was eine gesündere Welt macht. Wir hoffen, dass alle vorsichtig sind und bleiben und auf sich und die Mitmenschen auf nach Corona Acht geben. Das würde uns freuen.

Sebastian Beck von justblue.design, Hamburg,

formuliert für creativ verpacken seine Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: justblue.design

Seit Montag, 16.3.2020 arbeiten alle unsere 43 Mitarbeiter aus dem jeweiligen Home-Office. Wir haben uns sehr früh und konsequent für diesen Schritt entschieden, um unseren Beitrag zur Vermeidung einer exponentiellen Ausbreitung des Virus und zur persönlichen Gesundheit eines jeden Mitarbeiters zu leisten. Rein technisch funktioniert das gut – nach ein paar Anlaufschwierigkeiten mit Serverzugriffen und Schriftenverwaltung.

Wir merken zwar alle, dass Design-Besprechungen – gerade im größeren Kreis – vor Ausdrucken und in der „live“-Gruppe im Büro effizienter ablaufen und weniger Missverständnisse entstehen. Aber im Großen und Ganzen läuft es wirklich gut. Zum Glück haben wir ein breites Kundenspektrum, so dass wir eine, wenn auch leicht reduzierte so doch stabile Auftragslage haben und keine Kurzarbeit einführen mussten.

Die persönliche Situation ist natürlich individuell: Von Alleinlebenden, die trotz vieler Videokonferenzen durchaus mit der Einsamkeit zu tun haben, bis zur Familie mit zwei berufstätigen Eltern und drei „Home-school“-pflichtigen Kindern ist bei uns alles dabei.

Die tägliche Arbeit ist eMail-intensiver. Allein durch den Austausch der Mitarbeiter untereinander, der sonst im Büro per Zuruf erfolgt. Das macht den Tag auf jeden Fall anstrengender. Viele freuen sich aber auch darüber, dass der tägliche Arbeitsweg wegfällt.

Wir alle merken, dass Designarbeit und Inspiration mehr sind als bloße Internetrecherchen: Es fehlt der tägliche Laden- und Schaufensterkontakt. Ebenso der persönliche Austausch mit anderen Menschen – ob im Büro oder nach Feierabend. Genauso wie die Party oder der Museumsbesuch am Wochenende.

Design ist Leben und das Leben ist aktuell eben stark eingeschränkt. Das zu kompensieren, ist eine echte Herausforderung, die wir aber kreativ meistern.Ich denke, wir alle freuen uns auf die schrittweise Rückkehr der Freiheiten und der Normalität und haben diese neu schätzen gelernt. Wir beschäftigen uns bereits heute mit der Frage, wie die Pandemie die Bedürfnisse der Menschen und damit auch das Design als Spiegel soziokultureller Strömungen beeinflussen wird.

Diana Salditt von Markenliaison, München, formuliert für creativ verpacken ihre Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: Markenliaison

Lockdown. Zwangsentschleunigung. Alle Kunden im Home Office.

Als Mama von zwei kleinen Kindern ist Home Office nichts wirklich neues. Über die letzten Jahre haben wir bei Markenliaison eine gute Routine entwickelt. Allerdings war dann das komplette Team in der Agentur und nur gegebenenfalls ich zu Hause live auf dem Server. Und es war natürlich eine freiwillige Entscheidung.

Neu für uns ist, dass Präsentationen jetzt ausschließlich über Videokonferenzen stattfinden müssen und das birgt ganz neue Herausforderungen.

Während bei einer Abstimmung von Designoptimierungen und Timelines persönlicher Kontakt sehr angenehm, aber über Telefon meistens ausreichend ist, so fehlt mir bei einer Designpräsentation – insbesondere bei einem neuen Auftraggeber – der persönliche Kontakt doch sehr.

Bei einer Erstpräsentation möchte ich Gesichter sehen, Stimmungen wahrnehmen, Körperhaltung, Mimik und Gestik erleben. Das alles hilft, zwischen den Zeilen zu lesen oder besser gesagt: zwischen den Worten zu hören.

Nachdem Kunden bei einer solchen Präsentation meistens ihre Videofeeds ausstellen und teilweise auf mute sind, bekomme ich so nur einen Bruchteil der Kommunikation mit. Das macht es wahnsinnig schwer, einen Eindruck zu bekommen, welche Designaspekte auf den ersten Blick gefallen – oder auch nicht, wo noch etwas mehr Zeit zu geben wichtig ist, oder wo es vielleicht noch einer Erklärung bedarf.

Ich persönlich habe daraus gelernt, dass es in solchen Situationen einer besonderen sprachlichen Achtsamkeit bedarf. Nachdem ich nicht sehen kann, wo in unserem Design der Blick des Kunden hängen bleibt, muss ich mir genau überlegen, wie ich Reaktionen und Emotionen, die ich früher einfach gesehen habe, nun bewusst erfrage. Das ist sicherlich etwas was ich auch später, wenn wir alle wieder zurück in der Normalität sind, beibehalten werde – mein persönliches Corona Learning.

Im Alltag habe ich mich mit der Situation an vielen Stellen schon arrangieren müssen, dass ich manchmal fast vergesse, dass wir im Lockdown sind. Was ich aber zunehmend sehr vermisse, ist die Inspiration die ich aus Ausstellungen, Reisen, Städtetrips und ganz einfach Einkaufsbummeln ziehe. Das ist etwas, was Instagram und Internet für mich nicht ersetzen können.

Foto: Markenteam

Ilva Partzsch, Markenteam Werbeagentur, Dresden

Wir als Kreativagentur sind von Haus aus offen für Veränderungen und immer positiv eingestellt. Wie hätten wir sonst über 20 Jahre in der Werbewelt überleben können? Komplexität, Veränderung und das Chaos gehören zu unserem Alltag. Diesmal ist zwar alles anders, aber irgendwie doch handhabbar. Vielleicht kommen wir mit der Situation so gut zurecht, weil wir als Agentur eben keinen Fünf-Jahresplan in der Schublade haben, sondern mit Veränderungen rechnen müssen. Eine große Stärke, wie ich finde.

Das Positive an der Krise: Für mich als Geschäftsführerin ist das alltägliche Netzwerken ein ganz anderes geworden. Einerseits gibt es keine Abendtermine mehr, das heißt weniger neue Kontakte knüpfen aber auch mehr Zeit mit der Familie verbringen. Anderseits gibt es mir die Möglichkeit, mit alten Kontakten wieder ins Gespräch zu kommen. So entstehen mitunter neue Projekte, an die ich sonst nicht gedacht hätte.

Für unser Agenturleben bedeutet die Krise auch, gewohnte Abläufe und Strukturen neu zu überdenken, unser tägliches Arbeiten neu zu überprüfen und Effizienz neu zu bewerten. Wer bis heute eher verschlossen gegenüber Veränderungen war, wird nun zwangsläufig offen dafür sein müssen. Jeder muss sich neu sortieren – wir so wie unsere Kunden.

Viele unserer Kunden arbeiten ebenso im Homeoffice. Dennoch werden bereits begonnene Projekte fortgeführt oder neue Strategien entwickelt. Wir schaffen es, gemeinsam clever neu zu kommunizieren. Und es wird auch vorausschauend an die Zeit nach der Krise gedacht: Neue Weihnachtsverpackungen für einen unserer Kunden aus dem Food-Bereich gingen gerade letzte Woche in den Druck.

Was wir gelernt haben: Wir sind ein starkes Team. Wir kennen uns gut, umso leichter ist es auch, digitale Kommunikation mit Face-to-Face-Kommunikation zu verbinden. Unser Arbeiten geht Hand in Hand – egal ob Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Homeoffice sind oder in der Agentur. Wir können uns anpassen, weil wir auf Vertrauen und Wertschätzung bauen. Das machen wir uns gerade zunutze.

Mit dem Homeoffice und gleichzeitiger Kinderbetreuung vermischen sich natürlich auch Arbeit und Privates. Doch das schadet uns nicht. Ganz im Gegenteil wachsen wir weiter zusammen: Wir haben dafür einen internen Newsletter eingeführt. Jeder unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen berichtet über seinen Tag – in erstaunenswerter kreativer Vielfalt. Wir alle spüren wie kostbar es ist, in einem guten Team zu arbeiten und wie wichtig die Nähe und der Austausch sind.

Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind?

Dominik Schoch von Studio Schoch, Zürich/Schweiz, formuliert für creativ verpacken seine Sicht auf die aktuelle Situation.

Dominik Schoch, Studio Schoch, Zürich/Schweiz

Die Situation in der wir stecken, haben sich sicher die wenigsten als ein reales Szenario vorstellen können. Es kommt mir vor, also ob wir in eine nicht endende Netflix-Serie hineingeraten wären. Das Ganze fing ja auch weit weg von uns an. Die werden das schon in den Griff kriegen, dachte ich mir. Doch dann, gefühlt über Nacht, wurde alles anders. Die Lage wurde für alle gefährlich und ernst, es musste gehandelt werden. Von da an lesen wir weltweit nur noch negative Schlagzeilen und die Wirtschaft kämpft ums Überleben. Die Realität ist manchmal härter als die Fiktion. Aber es hat auch seine guten Seiten: Es hat uns alle entschleunigt. Der Himmel ohne Flugzeuge, die Kinder im Home schooling, klares Wasser in den Kanälen von Venedig, Industriestädte ohne Luftverschmutzung…

In der jetzigen Situation müssen wir auf einiges verzichten, uns einschränken, neue Wege finden, um uns auszutauschen. Auch unser Team arbeitet seit Wochen remote, jeder in seinem Home Office. Wir präsentieren unsere Designs über Programme wie Teams, diskutieren mit Kunden über Whatsapp und unser Team trifft sich in Skype um Projekte zu besprechen, aber auch einmal zum gemeinsamen Mittagessen. Vieles davon nutzten wir bereits zuvor, aber wir haben auch viel Neues dazugelernt, sehen viele positive Veränderungen, welche wir sicher auch in Zukunft umsetzen werden. Zusammen werden wir diese Krise meistern und von nun an sicher behutsamer mit unserer Erde umgehen.

Serie: Die Krise positiv nutzen …

Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind?

Ute und Dietrich von Buch, creativ verpacken, zeigen auf, was sich für Redaktion und Verlag verändert hat.

Ein Frühjahr der besonderen Art: Alle Messen wurden abgesagt und zum Teil bis zu zehn Monate in die Zukunft verschoben. Dazu hatte die Redaktion bereits spannende Themen recherchiert. Die Verteilung fiel jedoch aus. Keine Messebesucher, nur wenige geöffnete Büros waren angesagt, stattdessen Homeoffice und wenige persönliche Kontakte.

Das Team von creativ verpacken hat spontan umgeschaltet und entschied sich Mitte März für regelmäßige Meldungen auf der creativ verpacken Website, Engagement bei Instagram, neues Websitedesign und: eine digitale Frühjahrs-Ausgabe, handlich für das Homeoffice und dennoch in der gewohnten Qualität der Recherche. Endlich war Zeit, diese schon lange gehegten Vorstellungen zielstrebig in die Realität zu bringen. Kann man eine Zwangspause besser nutzen?

Für die klassischen Leser wird der Inhalt von Heft 3 zudem auch in der gedruckten Doppelausgabe creativ verpacken 3/4 auf die Schreibtische kommen.

Mit dem Erscheinen von Heft 3 digital wird es auch auf der Internetseite Neuerungen geben. Regelmäßige neue Inhalte zu aktuellen Themen, die auf einen Abdruck in der kommenden Druckausgabe zu lange warten müssten.

Anfang Juni gibt es dann eine Ausgabe mit einem besonderen Umschlag. Und damit kann sich der Leser wieder gemütlich in ein Café zurückziehen. Darauf freut sich auch das creativ verpacken Team – und auf die Begegnungen bei Veranstaltungen. Das wird vor allem der creativ verpacken dialog am 10. und 11. September 2020 in Berlin sein.

Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind?

Ulrike Prader von Brand Gorillas, Bozen/Italien, formuliert für creativ verpacken ihre Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: Brand Gorillas

Covid-19 schwirrt ohne Unterbrechnung durch alle italienischen Kanäle: Newsletter, Podcast, Statistiken, Horror-Clips und Notverordnung versperren so manches Mal den Blick für Ästhetik. In Italien sind wir seid 9. März 2020 im Lockdown. Die Wohnungen dürfen nur für die aller notwendigsten Besorgungen verlassen werden: mit Mundschutz –selbstverständlich. In solchen Momenten fühlt sich auch die geräumigste Wohnung beengend an.

Und doch genau in solchen sehr gleichförmigen Stunden und Tagen blitzen Ideen auf; kribbelt ein Wille irgendwo ganz tief im Innern; eröffnet das Gehirn neue Horizonte. In ruhigen Momenten stellt sich ein Flow ein, der Freude bereitet. Der Anspruch an Genauigkeit wird höher, die Konzentration wird stärker und ganz plötzlich, nach einigen Stunden kreativer Arbeit, stellt sich ein erhebendes Gefühl der Genugtuung ein. Genau so, mit dieser Ruhe und Fokussiertheit, möchte ich meine kreativen Projekte umsetzen – auch nach Corona-Zeiten.

Unser Team ist im Homeoffice aktiv und kreativ. Dabei kam es uns sehr zugute, dass wir schon vor einiger Zeit auf Cloud- und Server-Lösungen umgestellt haben. Video-Konferenzen erleichtern den Austausch und doch freuen wir uns, wenn wir endlich wieder im Studio aufeinandertreffen. 

Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind? Dieter Hauser von HS Design, Trier, formuliert für creativ verpacken seine Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: HS Design

Ich habe in der Vergangenheit gelernt, dass alles für etwas gut ist und jeder noch so große Schatten irgendwo eine Lichtquelle hat. Man muss nur suchen oder zumindest offen sein fürs Finden, wenn es sich ergibt.

Die aktuelle „Sie wissen schon was“ Situation zwingt, das weiter zu üben und zeigt, dass es hilfreich ist, sie so zu beleuchten. Sich bewusst zu machen, wie königlich die eigene Lage ist, wenn man Aufträge hat. Dass kein Zeitdruck es wert ist, sich gestresst zu fühlen. Dass es (fast) nichts Besseres gibt, als für seine Kunden arbeiten zu dürfen.

Was ist sonst noch gut? 

Wir haben uns technisch aufgerüstet, um HS Design im Härtefall komplett ferngesteuert zu betreiben. Diese Investitionen waren nicht geplant, aber es gab keine Wahl. Jetzt nutzen wir sie schon und sei es „nur“, um die Nerven zu beruhigen. Auch das ist sehr wertvoll.

Wir merken, wie wichtig und auf Dauer unersetzlich der persönliche Kontakt im Team ist, um permanent auf viele, teils blitzschnelle Anforderungen reagieren zu können. Es ist gut, dass uns allen das noch stärker bewusst wird.

Damit ist klar, dass wir nie eine dauerhaft zersiedelte Home-Office-Struktur haben wollen. Auch wenn sich das hier und da verlockend angehört haben mag.

Es schärft die Sinne, weil es mich zwingt, noch mehr über Reaktionsketten nachzudenken. Die haben wir auch in beruflichen Projekt-Bereichen. Sie sind mit entscheidend für Erfolg oder Misserfolg. Der abstrakte Begriff „Liefer-Ketten“ wird sehr anschaulich live erklärt und es wird deutlich, wie fein und schier endlos verzweigt alles mit allem zusammenhängt und voneinander abhängt.

Und es ist auch schön, wenn viele fragen, wie es jemandem geht und es, zumindest vorübergehend, tatsächlich so gemeint und nicht nur eine leere Floskel ist.

Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind? Jens Heise von Elbedesigncrew, Hamburg, formuliert für creativ verpacken seine Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: Elbedesigncrew

Wir müssen feststellen und erfahren es unmittelbar, dass wir Menschen auf dieser Welt auch nur ein Teil der Natur sind. Ein kleines Virus legt die ganze Welt lahm. Immer schneller, größer, weiter, mehr und besser? 

STOP! Das Virus ändert unser Leben radikal. Verzichte müssen nicht immer Verluste bedeuten. Wir erfahren neue Möglichkeiten wie Home office, Videokonferenzen, online shopping, „local statt global“ oder Besinnung auf das Wesentliche! Diese weltweite Krise bietet auch Chancen, die Welt zukünftig anders zu sehen und zu gestalten. Unser Handlungsradius schränkt unsere räumliche Freiheit zur Zeit massiv ein. Ja, aber für unsere geistige Freiheit ergeben sich neue Sichtweisen, die unseren Handlungsradius unendlich erweitern. 

Nutzen wir die Chance für eine bessere Welt nach der Krise! Für mehr Lebensfreude und Lust am Leben mit unseren Mitmenschen! Für mehr Liebe, Anerkennung, Wertschätzung, Achtung, Achtsamkeit und Solidarität und Nachhaltigkeit und den Erhalt diese wunderschönen Welt!

Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind? Der Schweizer Designer Remo Caminada aus Sagogn/Schweiz formuliert für creativ verpacken seine Sicht auf die aktuelle Situation.

Foto: Mokum

Wer bin Ich, wer bist Du? Bis vor kurzem schien klar zu sein: Der Kunde ist König! Doch wer bin ich dann? Gegen diese zementierte Sichtweise ist kein Kraut gewachsen, es sei denn, es ist klein und unsichtbar und bringt so Sichtbares an die Oberfläche. Sämtliche „sicheren“ Jahresaufträge brechen innerhalb von 24 Stunden weg, und jetzt?

JETZT mache ich genau das, was ich seit zwölf Jahren mache, seitdem mir klar wurde, dass bei der Krise 2008 etwas nicht stimmt, etwas nicht stimmig ist. Ich habe mich seitdem auf die Suche gemacht. Ich schaute viel, ich schaute genau, ich hörte gut, aber nicht das Richtige… NUN habe ich endlich Zeit, noch mehr Zeit, für jenes Gut, welches mir als Motor für sämtliche Qualitätssteigerungen nötig erschien und oft zu kurz kam. Ich bin nun seit sieben Wochen eingeschlossen, scheinbar. DOCH da ich innere Welten erforsche, bin ich freier denn je. Ich denke über Großes nach, backe mein erstes Brot, singe täglich, um immer freier zu werden, und rieche an Duftkreationen. Ich lasse Herangewachsenes an die Oberfläche, ganz langsam, nicht unbewusst. honur.com wurde nach Jahren publiziert, ein weiteres Produkt steht in den Startlöchern, wer weiß, was sonst noch NEUES durch diese Vollbremsung entstehen mag?

Was macht eine weltweite Krise mit uns, wenn wir in unserem Handlungsradius erheblich eingeschränkt sind? Sandra Bock und Marc Duncker, Geschäftsführer der Nonfood Werbeagentur, formulierten für creativ verpacken ihre Erfahrungen.

Foto: Nonfood Werbeagentur

Corona als Herausforderung für die Agenturlandschaft

Wer gestern noch Kampagnen im Kopf hatte, muss sich nun über Kurzarbeitergeld, Miete und Kundenstornos Gedanken machen. Das Leben, wie wir es kennen, ist auf das Lebensnotwendige eingefroren.

Da wir für den Handel arbeiten, sind wir als Agentur mit dafür verantwortlich, die Lieferkette in die Supermärkte aufrecht zu erhalten – und zwar europaweit. Mit den Waren, die wir gestalten, fotografieren, vermarkten und verpacken, ermöglichen wir, dass unser Kunde die Menschen in Deutschland weiter versorgen kann.

Wir haben über Nacht 200 Mitarbeiter/innen ins Homeoffice geschickt und den längst geplanten papierlosen Workflow digitalisiert. In nur vier Tagen! Mit Tools wie Slack, Zoom, Confluence und unserer eigenen digitalen Jobverwaltung konnten wir hervorragende Arbeitsmöglichkeiten schaffen, die schneller und direkter sind als der „klassische Büroalltag“.

Damit wir weiter produzieren können, haben wir alternative Shootingkonzepte für unser Fotostudio erarbeitet, Produktionsstandorte krisensicher ausgearbeitet und Kontaktketten optimiert. 

So schützen wir – mit der Art der Arbeit – Arbeitsplätze. Wir gewährleisten eine reibungslose Produktion, auch während der Krise, und bekommen durch die neue Art der Zusammenarbeit eine optimierte, effizientere interne Kommunikation geschenkt. 

Wir sind genau so leistungsfähig wie vor der Krise. Darauf sind wir sehr stolz.